
Die Tiefen von „Ash“ erkunden – Ein Science-Fiction-Thriller von Flying Lotus
In der atmosphärischen Welt von „Ash“ erschafft Regisseur Flying Lotus einen eindringlichen Science-Fiction-Thriller, der das Publikum von Anfang an fesselt. Der Film beginnt damit, dass Riya, gespielt von Eiza Gonzalez, vom beunruhigenden Geräusch eines defekten Systems geweckt wird. Der Raum ist in kühles Neonblau getaucht, unterbrochen vom alarmierenden Aufblitzen einer roten Notleuchte. Trotz ihrer verschwommenen Sicht nimmt Riya das Chaos um sich herum wahr: umgestürzte Tische, zerbrochenes Glas und die leblosen Körper ihrer Crew. Dieses düstere Tableau weckt bruchstückhafte Erinnerungen an eine Meuterei an Bord des Raumschiffs und lässt die Zuschauer fragen, wer wen verraten hat und warum Riya die einzige Überlebende ist.
Im Verlauf der Geschichte legt „Ash“ mehr Wert auf atmosphärisches Erzählen als auf erzählerische Tiefe. Flying Lotus, der zuvor mit „Kuso“ sein Regiedebüt gab, nutzt innovative Perspektiven, ansprechende Lichteffekte und eine stimmungsvolle Filmmusik – selbst komponiert –, um ein fesselndes Erlebnis zu schaffen, das Themen wie Gedächtnisverlust und Verrat behandelt. Sein gekonnter Einsatz futuristischer Technologie ist nicht nur überzeugend, sondern verleiht der ansonsten düsteren Umgebung auch oft Humor.
Auch wenn „Ash“ an erzählerischer Klarheit mangelt – die Charaktere bleiben schwach entwickelt und die Motivationen unklar –, so überzeugt er doch durch die Schaffung einer faszinierenden Stimmung. Der Film zeigt einen visuellen Anspruch, der an andere bahnbrechende Werke erinnert, wie beispielsweise das kürzlich erschienene afrofuturistische Musical „Neptune Frost“ von Saul Williams und Anisia Uzeyman. Während Riya das verlassene Raumschiff steuert, erweitert Flying Lotus ihre Welt durch eindrucksvolles visuelles Design.
In Zusammenarbeit mit Produktionsdesigner Ross McGarva verbindet er Elemente der Mid-Century-Modern-Ästhetik mit dystopischer Ästhetik. Das Ergebnis ist ein Raumschiff-Interieur, das warm und einladend wirkt. Diese Intimität wird in einer Rückblende noch verstärkt, in der Riya und ihr Team sich um einen Esstisch versammeln und auf ihre Mission anstoßen. Draußen vor dem Schiff lauert der geheimnisvolle Planet – eine tückische Kulisse, gemalt in Nordlicht-Farben, von der zarte Asche herabregnet. Riyas kurzer Aufenthalt draußen erinnert sie eindringlich an die unwirtliche, für menschliches Leben ungeeignete Atmosphäre des Planeten.
Kurz nachdem sie wieder zu Bewusstsein gekommen ist, begegnet Riya dem totgeglaubten Brion, gespielt von Aaron Paul. Er versorgt ihre Wunden mit einem tragbaren, robotischen Operationsbesteck, was in der ansonsten angespannten Situation für etwas Komik sorgt. Als Brion Riya zu ihren bruchstückhaften Erinnerungen befragt, stoßen sie auf die Möglichkeit, dass Clarke, ein weiteres Crewmitglied, gespielt von Kate Elliot, noch am Leben sein könnte. Das Fehlen ihres Körpers weckt Misstrauen und deutet an, dass sie möglicherweise den Schlüssel zur Lösung der Zerstörung in sich trägt, die sie umgibt.
Gemeinsam wollen sie Clarke finden und ihre interplanetarische Mission erfüllen – deren Bedeutung zwar erwähnt, aber vage bleibt –, doch die Partnerschaft zwischen Riya und Brion wird zunehmend angespannt. Kameramann Richard Bluck ergänzt Flying Lotus’ Vision durch intime Nahaufnahmen und Point-of-View-Aufnahmen und verstärkt so die beunruhigende Atmosphäre, während Riyas Klaustrophobie zunimmt. Ohne ihre Erinnerungen verwandelt sich ihre einst vertraute Umgebung in ein Gefängnis der Unklarheit, wobei Gonzalez’ zögerliche Bewegungen ihren inneren Kampf anschaulich veranschaulichen.
„Ash“ kämpft jedoch mit der erzählerischen Kohärenz, da das Misstrauen zwischen Riya und Brion wächst. Die erste Begegnung lässt die nötige Spannung vermissen, um das Drama voranzutreiben, und die durch die Atmosphäre des Films gesetzten Erwartungen passen oft nicht zum Handlungsverlauf. Elemente, die die Handlung hätten straffen können, scheinen übersehen zu werden, sodass „Ash“ so fragmentarisch wirkt wie Riyas eigene Erinnerungen. Trotz seiner reichhaltigen visuellen Erzählkunst präsentiert der Film letztlich ein unzusammenhängendes Erlebnis, geprägt von den Widersprüchen zwischen seinem ambitionierten Design und der manchmal glanzlosen Handlungsentwicklung.
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