Das abschließende Kapitel der Trilogie „Class of ’09“ mit dem Titel „The Flipside“ hinterlässt bei den Fans zwiespältige Gefühle.
The Flipside wurde am 23. September 2024 von Wrath Club und SBN3 veröffentlicht und ist der letzte Eintrag in der Class of ’09-Reihe. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, in denen hauptsächlich Nicole im Mittelpunkt stand, richtet sich der Fokus dieses Spiels auf Nicoles enge Freundin Jecka. Die Spieler haben die Aufgabe, Jecka durch ihr Leben nach der Highschool zu begleiten. Während die Enden düster, aber mit Humor durchsetzt sind, verblasst das Gesamterlebnis im Vergleich zu anderen Titeln der Reihe.
Achtung: Es folgen Spoiler für „Abschlussklasse 2009: Die Kehrseite!“
Begrenzte Auswahlmöglichkeiten und Wege
Die Grundidee des Spiels ist faszinierend und gibt den Spielern tiefere Einblicke in Jeckas turbulentes Privatleben, ihren Kampf mit Drogenmissbrauch und ihre persönlichen Unsicherheiten. In einem Spiel, in dem es darum geht, Jecka dabei zu helfen, ihre Herausforderungen zu meistern, haben die Spieler jedoch nur sehr wenige Möglichkeiten. Mit nur fünf möglichen Enden – im Vergleich zu 15 in Class of ’09 und sieben in der Fortsetzung Class of ’09: The Re-Up – ist der Mangel an Optionen enttäuschend.
Jeder Handlungsstrang bietet nur ein paar Auswahlmöglichkeiten, sodass die Spieler hauptsächlich Zuschauer von Jeckas Leben sind, während es sich entfaltet. Obwohl der Dialog seinen schwarzen Humor behält, besteht die Essenz eines Visual Novels darin, die Reise des Charakters zu beeinflussen, was hier minimal ist; es ähnelt dem bloßen Zusehen, wie Text über den Bildschirm läuft.
Allerdings ist es nicht uninteressant, Jeckas Reise mitzuerleben. Frühere Einträge boten nur Einblicke in ihr chaotisches Leben, aber jetzt sehen wir, wie sie mit einem Trauma kämpft, anstatt nur durch ihre Freundschaft mit Nicole definiert zu werden. Dennoch haben die Spieler das Gefühl, keinen Einfluss auf Jeckas Schicksal zu haben.
Themen, die aus Nervosität überbetont werden
„Class of ’09“ zeichnete sich innerhalb des Genres der Visual Novel durch die Auseinandersetzung mit düsteren Themen aus und behandelte Themen wie Drogenabhängigkeit, sexuelle Belästigung, psychische Probleme und Mobbing auf eine rohe, aber dennoch humorvoll verstörende Weise, was zu seiner Popularität auf TikTok im Jahr 2023 beitrug.
Ein großer Kritikpunkt an „The Flipside“ ist die Behandlung ähnlicher Themen. Die Entwickler scheinen die Grenzen zu weit überschritten zu haben, was zu einer weniger als zufriedenstellenden Darstellung geführt hat.
In diesem Spiel wird Jecka hauptsächlich als Opfer dargestellt – des missbräuchlichen Verhaltens ihres Vaters, der Objektifizierung und der räuberischen Handlungen eines Lehrers. Obwohl man ein düsteres, anschauliches Erlebnis erwartete, schienen die Entwickler zu sehr auf Provokation zu setzen. Das Fehlen jeglicher positiver Ausgänge für Jecka, die in jedem Szenario mit schlimmen Schlussfolgerungen konfrontiert wird, lässt die Spieler sich ein Szenario wünschen, in dem sie ihre Widrigkeiten überwindet, vielleicht indem sie im College erfolgreich ist oder einen unterstützenden Partner fernab ihres schädlichen Umfelds findet.
Darüber hinaus weicht die Darstellung von Nicole deutlich von früheren Spielen ab. Anfangs wurde sie als frech und grausam beschrieben – oft gegenüber Männern –, doch in The Re-Up wurde sie für ihr missbräuchliches Verhalten gegenüber ihrer Freundin Ari kritisiert. In The Flipside jedoch sind Nicoles Handlungen gegenüber Jecka boshaft und völlig unvereinbar mit ihrer früheren Charakterisierung, was es schwierig macht, diese Darstellung zu akzeptieren, selbst für eine Figur mit ihren Fehlern.
Positive Aspekte, die es zu beachten gilt
Trotz dieser Kritik verdient das Spiel Lob für seine künstlerische Präsentation und den Soundtrack. The Flipside bietet deutlich mehr animierte Sequenzen als seine Vorgänger; während Class of ’09 keine und The Re-Up nur eine Handvoll davon hatte, bietet dieser Teil Animationen in fast allen Spielpfaden.
Die Filmmusik fängt die Essenz des Jahres 2009 brillant ein und ist gespickt mit Y2K-Referenzen, die ein starkes Gefühl von Nostalgie hervorrufen.
Darüber hinaus wird die Synchronisation sehr gelobt, insbesondere die Leistung von Kali Mills als Jecka, die der Figur Leben einhaucht. Die wechselnden Ausdrücke der Figuren, gepaart mit ihren dynamischen Stimmen, verleihen ihren Darstellungen eindrucksvolle Lebendigkeit.
Zusammenfassend würde ich „Class of ’09: The Flipside“ mit 6 von 10 Punkten bewerten. Fans der früheren Spiele werden an diesem Teil vielleicht ihre Freude haben, andere sollten ihn vielleicht lieber auslassen.
Schreibe einen Kommentar