
David Cronenberg spricht über die Gegenreaktion gegen den Brutalismus
Bei einer Veranstaltung des London Soundtrack Festivals teilte der gefeierte kanadische Regisseur David Cronenberg kürzlich seine Einsichten in die Kritik am Oscar-prämierten Film „ Der Brutalist“ während der Preisverleihungssaison. Cronenberg sprach mit seinem langjährigen Weggefährten, dem Komponisten Howard Shore, über ihr umfangreiches gemeinsames Werk.
Eine Reflexion über Zusammenarbeit und kontroverse Filme
Das Duo erinnerte sich an seine kreative Partnerschaft und sprach über bemerkenswerte Filme wie „M. Butterfly“, eine komplexe Erzählung über einen französischen Diplomaten, dargestellt von Jeremy Irons, der eine romantische Beziehung mit dem chinesischen Künstler Song Liling, gespielt von John Lone, eingeht. Ihre Beziehung dauerte zwei Jahrzehnte und gipfelte in einer Ehe, bei der Lilings wahre Identität geheim gehalten wurde.
KI und Akzente: Ein Vergleich
Cronenberg zog Parallelen zwischen den Reaktionen auf seinen Film und der Kritik am Einsatz künstlicher Intelligenz zur Verbesserung von Adrien Brodys Akzent in „Der Brutalist“. Brody, der für seine Rolle mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, ließ seinen ungarischen Akzent mithilfe von KI-Technologie verbessern.„Ich muss gestehen, es gab einen Skandal [um] ‚ Der Brutalist ‘“, sagte Cronenberg während der Diskussion in der Royal Festival Hall in London und deutete an, dass konkurrierende Oscar-Nominierte die Kontroverse möglicherweise angeheizt haben. Er verglich dies mit früheren Manövern der Branche, ähnlich denen von Harvey Weinstein, wenn auch mit einer modernen Note.
Die Kunst der Stimmmanipulation im Film
Cronenberg vertiefte sich in die Filmtechnik und bemerkte, dass Stimmmanipulation im Filmemachen gängige Praxis sei. Er erklärte: „Bei John Lone habe ich in dieser Rolle die Tonlage erhöht [um weiblicher zu klingen], und als er sich als Mann entpuppt, habe ich seine natürliche Stimme wieder gesenkt. Das gehört einfach zum Filmemachen dazu.“
Jahrzehntelange kreative Partnerschaft
Die Zusammenarbeit zwischen Cronenberg und Shore begann 1979. Shore komponierte, mit wenigen Ausnahmen, die Musik für fast alle Cronenberg-Filme. Während der Session erkundeten sie ihre Meilensteine – darunter Klassiker wie „ Die Fliege “ (1986), „Die Unzertrennlichen“ (1988) und „Crash“ (1996) – bis hin zu ihrem neuesten Werk „ The Shrouds“ (1994).
Musikalische Innovationen und erzählerische Tiefe
Shore betonte, wie er eine Vielzahl von Klängen in Cronenbergs Erzählungen integriert und behauptete: „Ich denke gerne, dass wir versucht haben, um den Rahmen herum zu arbeiten.“ Er führte aus, dass seine Partituren darauf ausgelegt sind, das Geschichtenerzählen durch das Hinzufügen von Ebenen und Tiefe zu verbessern, anstatt lediglich die Stille zu füllen.
Ein einflussreiches Erbe
Die Kameradschaft zwischen Cronenberg und Shore wurzelt in ihrer gemeinsamen Kindheit in Toronto. Shore erinnert sich gern daran, wie Cronenberg auf seinem Motorrad durch die Stadt fuhr. Heute, Ende 70, Anfang 80, blicken sie auf die Entwicklung ihrer gemeinsamen künstlerischen Reise zurück. Shore bemerkte, dass sein unverwechselbarer Sound in den 16 Filmen, die sie als Duo geschaffen haben, spürbar ist, was die Verbundenheit ihrer Arbeiten unterstreicht.
Kontroversen in der Filmgeschichte
Während des Gesprächs ging Cronenberg auch auf die aufwühlenden Kontroversen um seinen kühnen Film Crash aus dem Jahr 1996 ein, der sich mit Erotik und Autounfällen beschäftigte.„Der Film sorgte 1996 bei den Filmfestspielen von Cannes für großes Aufsehen“, erinnerte er sich und erwähnte einen Kritiker, der den Film als „jenseits der Grenzen der Verdorbenheit“ bezeichnete. Shore fügte humorvoll hinzu, wie er während eines Strandurlaubs in Spanien auf einen Zeitungsausschnitt gestoßen sei, der ein Verbot des Films forderte, was die polarisierende Rezeption des Films verdeutlichte.
Keine Reue bei den Oscar-Nominierungen
Schließlich brachte Cronenberg spielerisch zum Ausdruck, dass er in seiner glanzvollen Karriere keine Oscar-Nominierung erhalten hat.„Ich bin Kanadier … Oscars sind eine amerikanische Sache“, witzelte er und bekräftigte damit seinen Stolz auf seine unverwechselbare künstlerische Identität.
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